Munderloh - Bookholter Sandkuhlen ...

Bericht von Wilfried Vogel und Helmuth Koopmann

Das Knoblauchkrötenprojekt des NABU Hatten

Gut Ding will Weile haben!

2017

Anlässlich einer Teilnahme an einer Exkursion des NABU Münsters  Mitte 2017 zu einer für Knoblauchkröten renaturierten Fläche und einer zugehörigen Aufzuchtstation für Kaulquappen durch Wilfried Vogel (Amphibienbeauftragter des NABU Hatten) wurde die Idee geboren, auch im Raum Hatten die Knoblauchkröte durch Herstellung von geeigneten Gewässern und Einbringen von Kaulquappen aus anderen Gewässern wiederanzusiedeln

 

Bei einer Sondierung von verschiedenen Gewässern in Hatten mit einem Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde  (UNB) des Landkreises Oldenburg und Knoblauchkrötenfachleuten mit praktischen Erfahrungen unter anderem aus Nordrhein-Westfalen fiel die Wahl auf zwei Gewässer in Munderloh, die als ehemalige Sandabbaustellen den Status eines Naturdenkmales hatten. Mit dem Bürgerverein Munderloh, der zuständigen Jägerschaft, der UNB und dem NABU-Hatten wurde zunächst eine komplette Entkusselung der verbuschten Fläche beschlossen. 

 

2019

Nach einem Harvestereinsatz zur Abholzung der umstehenden Bäume wurden in 2019 die Gewässer entschlammt und amphibiengerecht gestaltet.

 

 

Bilder: Wilfried Vogel, NABU-Hatten

2022/2023

Ende 2022 konnte Wilfried Vogel die neu ins Leben gerufene Ökologische NABU-Station Oldenburger Land (ÖNSOL) für das Vorhaben gewinnen und so wurde das Projekt Anfang 2023 zusammen mit der UNB im Landkreis Oldenburg und dem Forstamt Ahlhorn, auf den Weg gebracht. 

Ende 2023 wurde der Plan, Kaulquappen aus den Ahlhorner Fischteichen zu keschern und umzusetzen, verworfen.

Da 2023 zwecks Bestandsgrößenermittlung nur wenige Kaulquappen gekeschert wurden und nur wenige wandernde Knoblauchkröten zur Laichzeit gefunden wurden, war diese Bestandgrößenermittlung nicht möglich, was Voraussetzung für die Artenschutzrechtliche Genehmigung für die Umsetzung der Kaulquappen gewesen wäre.

Um den Bestand in den Fischteichen nicht zu gefährden, sollten daher statt des Kescherns von Kaulquappen, Laichschnüre entnommen und daraus Kaulquappen aufgezogen werden, wovon 10 % wieder in die Spendergewässer gesetzt werden sollten, um dort die Spenderpopulation nicht zu schwächen.

Ende 2023 wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt und Anfang 2024 von der UNB des Landkreises Oldenburg die Genehmigung erteilt, Laichschnüre zu entnehmen, Quappen daraus aufzuziehen und in die Gewässer der “Bookholter Kuhlen” auszubringen.

 

 

Foto Wilfried Vogel

Die Kaulquappen wurden fachmännisch beim NABU Hatten in 10 großen Wasserbehältern aufgezogen und 2024 im Beisein der UNB in der Sandgrube Bookholt und im Beisein des Forstamtes Ahlhorn in ein Gewässer der Ahlhorner Fischteiche ausgebracht. 

Das Einbringen von Quappen muss auch  in den nächsten Jahren fortgesetzt werden, um einen Projekterfolg sicherzustellen.

 

Foto Wilfried Vogel

Die Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Oldenburg,  der ÖNSOL, dem Forstamt Ahlhorm, dem Bürgerverein Munderloh und dem NABU Hatten verlief völlig problemlos.

Für 2025 ist angedacht, möglicherweise das Projekt um weitere Zielgewässer zu erweitern, wofür noch detaillierte Abstimmungen nötig sind.

 

Foto Wilfried Vogel

 

Steckbrief der Knoblauchkröte

Die Knoblauchkröte ist eine kleine Kröte von 6-8 cm Länge, die sandige Lebensräume bevorzugt, wo sie sich mit den kleinen Grabschaufeln an den Hinterbeinen innerhalb kurzer Zeit in sandige Böden und anderem grabfähigen Substrat eingraben kann – im Winter bis zu 1 m Tiefe.

Wenn man eine Knoblauchkröte in die Hand nimmt, stellt man fest, dass sie auch dort nach kurzer Zeit anfängt, mit den Hinterbeinen zu arbeiten, um sich einzugraben.

 

Video Wilfried Vogel

Sie ist aufgrund ihrer heimlichen Lebensweise wenig bekannt und auch wo sie vorhanden ist, wird sie selten wahrgenommen.

Nur wenige Menschen dürften sie je gesehen haben, denn sie ist nachtaktiv , gräbt sich tagsüber ein, ruft während der Paarungszeit leise unter Wasser und paart sich unter Wasser.

Die Paarungsrufe unter Wasser sind oftmals so leise, dass sie mit den bloßen Ohren nicht zu hören sind, wogegen man mit einem Unterwassermikrofon ihre Rufe deutlich aufzeichnen kann.

 

Rufe der Knoblauchkröte aufgenommen mit dem Hydrophon von Wilfried Vogel

Knoblauchkrötenkaulquappen sind kurz vor der Umwandlung zur kleinen Kröte im Juli mit 8 - bis 10 cm Länge recht groß. Wenn sie vor dem Winter ihre Entwicklung noch nicht abgeschlossen haben, können Sie im folgenden Frühjahr als Kaulquappe sogar eine Größe von bis zu 18 cm erreichen.

Fotos Wilfried Vogel

Die Bestände der seltenen und streng geschützten Knoblauchkröte sind aufgrund der Verluste der Lebensräume massiv zurückgegangen. 

Für den Erhalt der Art ist es zwingend erforderlich, Maßnahmen zur Arterhaltung zu ergreifen, indem Lebensräume renaturiert oder neu geschaffen und Populationen durch das Ausbringen von Knoblauchkrötenkaulquappen aus Erhaltungsaufzuchten gestärkt werden.